Die Kinder- und Jugendgruppe der Mevlana Moschee unter Leitung von Songül Gögercin hat in Kooperation mit dem Sportverein Taekwondo Herringen e.V. das Projekt ,,Willkommen im Leben – Wer bin ich?“ durchgeführt. Das Projekt wurde über das Stadtteilbudget Bockum-Hövel finanziert. Dr. Cevdet Gürle, der den Projektworkshop federführend leitete, betont die Wichtigkeit der Maßnahme: ,,Die Intention des Projekts war es, dass die Teilnehmer eine kritische Auseinandersetzung von Geschlechterrollen vornehmen. Im Alltag bilden Mädchen und Jungen häufig geschlechtstypische Rollen und Verhaltensweisen aus. Mädchen stecken eher zurück, wo sie in Konkurrenz mit den Jungen geraten. Mädchen wird oft ein höheres Maß an Kooperationsfähigkeit sowie mehr soziale und persönliche Kompetenz zugeschrieben. Jungen geben sich selbstbewusster und dominieren oft im Gesprächsumgang. Sie neigen eher zu Verhaltensauffälligkeiten und dazu, Konflikte mit körperlicher Gewalt auszufechten. Unter einem starken Druck, männliche Überlegenheit zu demonstrieren, geraten sie häufiger unter Stress, wenn sie diesen Rollenerwartungen nicht gerecht werden können. Das konkurrierende Verhalten geht zu Lasten des Erwerbs sozialer Kompetenzen, die als weiblich abgewehrt werden. Dieses Verhalten setzt bereits im Kindergarten an. Dementsprechend war es von Vorteil, dass der Teilnehmerkreis ausschließlich aus Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter bestand. Die Elternhäuser auch im Besonderen der Menschen der ersten und zweiten Einwanderungsgeneration leben häufig traditionelle Rollenzuweisungen aus. Das Ergebnis eines solches Geschlechterbildes wirkt sich, u.a. darin aus, dass Mädchen und junge Frauen muslimischen Glaubens im organisierten Sport deutlich unterrepräsentiert sind. So lernten die Teilnehmer auf der Grundlage des Sports ein Gefühl der Zusammengehörigkeit über Geschlechterzuschreibungen hinweg. Der zentrale Baustein war die Durchführung eines taekwondospezifischen Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungstraining. Selbstbehauptung und Selbstbewusstsein ist ein zentraler Bestandteil, damit Kinder und Jugendliche eigenständig als handlungsfähige Persönlichkeiten in ihrem sozialen Umfeld Entscheidungen treffen können. Hier gilt es im Besonderen Mädchen, die in der organisierten Vereinswelt des Sports unterrepräsentiert sind und das gilt für muslimische Mädchen im stärkeren Sinne durch adressatenspezifische Angebote anzusprechen und ihnen die Botschaft zu vermitteln, dass „Willkommen im Leben“ es auch bedeutet, dass die Freude an Bewegung ein normales Bedürfnis jedes Kindes ist und somit Bestandteil der Beantwortung der Frage: Wer bin ich?“ Das Projekt traf bei den Teilnehmern und den Eltern auf eine positive Resonanz.
Das Foto zeigt die Teilnehmer im Gesprächskreis (Foto: Gürle)